Steve Jobs – iCon

Zuletzt aktualisiert am 9. August 2021 durch kisser

Da will ich doch mal “Restverwertung” betreiben. Hatte mir das Buch letztes Jahr schnell besorgt und wollt eine Rezension in der c’t platzieren, doch der Haus-und-Hof-Schreiber (Maik S.) war – glaube ich – wie immer schneller (was der anderes außer Rezensionenschreiben macht, ist mir schleierhaft), so daß das Thema erst einmal begraben wurde, doch dann packte mich dieses Jahr noch mal der Ergeiz. Klar, daß Hennig Behme die Rezension ablehnte. Wenn ich es schaffe und mein Web-Imperium endlich mal update, soll es auch hier erscheinen, aber das dauert sicherlich noch etwas.

2006
S. Fischer Verlag
456 Seiten
19,90 €

Jeffrey Young / William L. Simon
Steve Jobs und die Geschichte eines außergewöhnlichen Unternehmens

Bücher über den Mitbegründer von Apple sind schon viele erschienen – einschließlich einer frühen Biographie über Steve Jobs aus dem letzten Jahrtausend. Eines, dass sofort soviel Unmut des Apple-Firmenlenkers auf sich zog, dass es aus dem Apple Store verbannt wurde, dagegen noch nicht.

Dabei kommt wirklich richtig überraschend neues aus dem Job’schen Leben auch durch Young und Simon nicht ans Licht der Welt. Steve Jobs war und ist ein Lichtgestalt der IT-Branche. Was soll man von jemanden halten, der in jungen Jahren auf einer Pilgerreise durch Indien fast ums Leben gekommen wäre, der sich kleine Erfrischungen für die Füße in Apples Toilettenkeramik gönnte und der bei Einstellungstest die ohnehin gestressten Probanden nach deren sexuellen Neigungen befragte? Jobs, der im Gegensatz zum anderen Steve (und zweiten von drei) Firmengründern keinen universitären Abschluss aufweist, hat es früh gelernt, Trends aufzuspüren und Produktinnovationen an sich zu reißen. So geschehen bei der Entwicklung des Macs, denn heute weiß kaum noch jemand, dass dessen geistiger Vater eigentlich Jef Raskin war. Auch wenn Bill Gates, der ewige Rivale, im Kreise der Superreichen um Längen vor Steve Jobs rangiert, so ist es doch der Apple Gründer, der für immer mit etlichen der coolsten Produkte der Welt in Verbindung gebracht werden wird.

Im Buch von Young und Simon erfährt der Leser auch vieles aus Jobs privater Welt. Typisch und bezeichnend für Jobs ist, dass dieser sich hartnäckig weigerte, Unterhalt für seine Tochter Lisa zu zahlen. Selbst noch zu einem Zeitpunkt, als er durch den Aktiengang Apples Millionär geworden war, so dass selbst der langjährige Mitstreiter Mike Markkula dieses missbilligend kommentiert. Ebenso sei die Knauserigkeit und der Geiz von Steve Jobs im Zuge des Aktiengangs von Apple erwähnt, den verdienten Mitarbeitern der ersten Stunde keine Aktienpakete zukommen zu lassen. Steve Wozniak zeigte an dieser Stelle Größe und Anstand, die Steve Jobs all zu oft vermissen lässt.

Die Biographie ist dreigeteilt. Im ersten Teil “Siege und Niederlagen” wird von Jobs Kindheit bis zur Gründung Apples und dem Rausschmiss Jobs erzählt. Der Mittelteil “Neuanfang” beschreibt die Zeit bei NeXT und den Kauf von Pixar und dessen erste Arbeiten. Den Schlussteil “Die Zukunft bestimmen” zeigt die erfolgreiche Zeit bei Pixar, den Wiedereinstige bei Apple und dessen langsame Hinwegwendung von einem Computerunternehmen zu einer Life-Style-Company.

Wenn man eines Steve Jobs nicht vorwerfen kann, dann ist es seine Hartnäckigkeit, wenn es sich etwas vorgenommen hat sowie seine Kämpfernatur, auch aus den scheinbar ausweglosesten Situationen als Sieger hervorzugehen. Mit dreißig Multimillionär und von einem ehemaligen Brauseverkäufer aus seiner eigenen Firma rausgeekelt zu werden, mitanzusehen wie seine nächste Firma NeXT langsam vor die Wand fährt, um dann mit Pixar im Scheinwerferlicht Hollywoods Oscars entgegen zu nehmen als jemand, der im Show Biz eigentlich krasser Außenseiter ist. Sowie durch den Aufkauf NeXTs durch Apple genau dort wieder zu laden, wo er Jahre zuvor verdrängt wurde – nämlich in der Schaltzentrale Apples, wo er damit beginnt, Apple wieder zu dem zu machen, wofür es einmal gestanden hatte, aber lange Zeit nicht mehr gewesen war: Einem Trendsetter, der aus dem Stand heraus in der Lage ist, den lange etablierten MP3-Spieler-Markt aufzumischen und mit dem Gespann iPod/iTunes Markt- und Technologieführer wird.

Wer sich für die Geschichte von Apple interessiert, dem sei dieses Buch als nette Bahnlektüre angeraten. Die Übersetzung von iCon ist gut gelungen und lässt sich flüssig und zügig lesen. Die Jünger des Eintasten-Mauscomputers, die ohnehin alles über Apple verschlingen, werden auch an diesen Werk nicht vorbeigehen können. Bleibt eigentlich nur noch auf die eigene Biographie von Jobs zu warten, der uns seine Welt dann sicherlich durch seine narrzistische Brille zeigen wird. Warten wir es ab.

Ein Gedanke zu „Steve Jobs – iCon

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