Apps World

Auf dem Weg zur Apps World Berlin.

Der Hauptbahnhof war relativ leer und recht gelassen, ein Fernsehteam des NDR hetzte durch die Reihen und ein Arbeiter fuhr mit einer Ameise durch die Bahnhofshalle – ein Unterfangen, das sonst nur zu nachtschlafender Zeit geht.

Der ICE sollte zunächst wie angeschlagen nur aus einem Zugteil bestehen, wurde dann aber doch noch gekoppelt und fuhr recht voll mit wenig Verspätung los. 

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Steve Wozniak auf der Apps World in einem Kamingespräch mit Patrick Beuth von Zeit Online zu erleben, war schon sehr beachtenswert. Das schöne war, dass 30 Minuten Interview-Zeit gegeben war und danach das Publikum die gleiche Zeit die Chance hatte, Fragen an Woz zu stellen.

Auf die Frage einer jungen Frau, ob Steve Jobs nicht seinen (also Woz) Erfolge durch seine Person und Aura im Wege stand, antwortete Woz ausführlich und gelassen, dass er insgesamt 3 Steve Jobs kennen gelernt habe. Den Steve der jungen, wilden Jahre (an dieser Stelle sei nur an die von Atari semigesponsorte Pilgerreise des jungen Jobs nach Indien erinnert) oder die Abenteuer mit dem Bau und Verkauf von Blue Boxes (vor Apple Zeiten), die das Gespann fast mit dem Leben bezahlt hätte.

Der zweite Jobs war einer, der es verstand, Innovationen voranzutreiben und daraus ein Business zu machen. Das war ihm möglich, weil er Geschäftsführer (in mehreren Firmen) war und somit über die nötigen Mittel verfügte. Wenn das in den Anfangstagen auch nicht immer zum Erfolg führte (Woz führt an, dass der Mac kein Erfolgsrezept war).

Der späte Jobs ist jemand, der nicht das am besten und meisten verkaufte Produkt erschaffen wollte, sondern er wollte etwas schaffen, das durch seine alleinige Anwesenheit das Bedürfnis schaffte, dieses und Folgeprodukte (gerne genannt: iPod & iTunes als Bundle für den Verkauf digitaler Medien) zu erwerben, zu nutzen und zu lieben.

Ganz klar stellt Woz heraus, dass Steve Jobs ihm gegenüber niemals (bis auf eine durch die Presse lancierte Aktion) unfair war. Er stellte ihn als fordernden, aber fairen Partner dar (ähnlich dem Grundtenor in “Becoming Steve Jobs” von Brend Schlendert und Rick Tetzeli).

Für den Ingenieur und Lehre war es immer wichtig, tolle Produkte zu erschaffen und andere zu unterrichten. Viel Geld verdienen stand und steht bei ihm nicht im Focus. Das macht ihn auf eine charmante Art und Weise sehr sympathisch.

Eines sei an dieser Stelle noch erwähnt. Viele von Steve Wozniak aufgestellten Thesen und Betrachtungen haben sich in der Rückschau als sehr treffsicher und richtig erwiesen. Beim Themenkomplex Moore’s Law, künstliche Intelligenz und die Macht der Computer (und die Ohnmacht der Vernunft, um einen Klassiker zu nennen) war es ihm wichtig, dass die von ihm skizzierte Dystopie der Macht der Computersystem über den Menschen, nicht Wirklichkeit wird. Da aber der Turing Test noch nie bestanden wurde, bleibt zu hoffen, dass Woz’ Dystopie uns nie erreichen wird.

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